Samstag, 24. Januar 2009
 
Venezuela: Protestierender Arbeiter angeschossen PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von akin   
Montag, 8. Oktober 2007

Die venezolanische Polizei hat offensichtlich noch nicht ganz verstanden, wie der bolivarische Sozialismus funktioniert.

In den Morgenstunden des 27. September ging eine Sondereinheit der Polizei mit Tränengas und Schusswaffen im venezolanischen Bundesstaat Anzoátegui gegen die ErdölarbeiterInnen von Puerto La Cruz vor, die sich den landesweiten Protesten vor den Toren der Corporación Venezolana de Petróleo CVP angeschlossen hatten. Sie wollten dort den gerade anwesenden zuständigen Minister Rafael Ramírez mit ihren Forderungen nach einem Kollektivvertrag konfrontieren. In der CVP sind die ”gemischten Betriebe” des Erdölsektors zusammengefasst, also jene mit staatlicher Beteiligung.

Bei den Auseinandersetzungen wurde ein Arbeiter durch einen Schuss von hinten in die Schulter verletzt. Mehrere Menschen wurden verletzt, 22 Arbeiter inhaftiert. Auch soll die Polizei eine Tränengasgranate gezielt in einen Personenbus geworfen haben.

Während des brutalen Polizeieinsatzes scheinen im Gebäude der CVP die einer Arbeiterdelegation angehörenden VertreterInnen der Gewerkschaft Fedepetrol-Anzoátegui, unter ihnen Generalsekretär José Bodas, in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt worden zu sein.

Europäische Solidaritätsgruppen sehen diese Eskalation als Höhepunkt der Auseinandersetzung zwischen Regierungsstellen und den ArbeiterInnen in der Erdölindustrie und im Öffentlichen Dienst. Offizielle Stellen in Venezuela rudern allerdings sehr stark zurück — der Einsatz von Tränengas und Schußwaffen wird als nicht autorisiert dargestellt und die Polizeigewalt verurteilt. Sowohl der Gouverneur des Bundesstaates Anzoátegui als auch die staatliche Ölgesellschaft PDVSA versicherten, daß die Arbeitskonflikte nicht mit Polizeigewalt zu lösen seien. Die PDVSA betonte weiters, nun in kürzester Zeit die Verhandlungen über den Kollektivvertrag abschliessen zu wollen.

Kritische venezolanische Gewerkschaftskreise bezweifeln allerdings die Sinnhaftigkeit der Verhandlungen, da die Arbeitervertreter im Verhandlungsgremium von der Gewerkschaftsbasis nicht legitimiert seien und forderten baldige Wahlen ihrer Vertreter.

Quellen u.a.:
http://www.grafraktion.net.tf
http://www.venezuelanalysis.com/news/2665
http://groups.yahoo.com/group/GreenLeft_discussion/message/47192

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